Im Kindergarten Lampenberg sind seit den Weihnachtsferien keine Spielsachen mehr anzutreffen, dafür Häuser, Burgen, Piratenschiffe und Pferdeställe aus Tischen, Stühlen, Kartonschachteln, Büchsen, Tüchern, Seilen, Klämmerli, Röhren und vielem mehr!
Was ist denn da passiert?
Anfang des neuen Jahres haben wir mit den Kindern alle Spielsachen eingepackt und auf dem Anhänger des Traktors von Herrn J. Gysin sind sie in die Ferien gefahren. Das war ein Fest!
Während drei Monaten ist nun dieses strukturierte, vorgefertigte Spielmaterial weggeräumt. Die Kinder spielen mit unstrukturiertem Material und können dabei selbst aktiv werden. Sie lernen, ihre Ideen und Projekte umzusetzen, zu planen und auch mal Langeweile auszuhalten. Für die meisten Kinder war diese Umstellung kein Problem, sie fanden schnell in diese neue Spiellandschaft. Doch einige Kinder brauchten eine längere Angewöhnungszeit und mussten sich in der neuen Situation zuerst zurechtfinden. Nun sind aber alle Kinder begeistert und mit viel Energie jeden Tag dabei, ihre Ideen umzusetzen und es ist spannend zu beobachten, wie sich die Spiellandschaften, die Gruppenzusammensetzungen und das ganze Spiel täglich verändern!
Das Hauptziel dieses Projektes ist die Stärkung der Lebenskompetenzen. Diese beinhalten den Umgang mit Gefühlen, die Kommunikation, das Lösen von Problemen, die Selbstwahrnehmung, Entscheidungen treffen zu können, kritisches Denken, Beziehungen knüpfen zu können, den Umgang mit Stress, kreatives Denken und empathisch zu sein. Starke Lebenskompetenzen sind wiederum ein wichtiger Schutzfaktor für das Suchtverhalten. Deshalb wird dieses Projekt auch von der Suchtprävention Aargau begleitet. Im Kindergarten können die Kinder diese Kompetenzen in gewohnter Umgebung und mit pädagogischer Aufsicht üben. Die Kinder entscheiden am Morgen selbst, wo und was sie spielen und wie lange. Sie entwickeln eigene Ideen, lernen Probleme zu lösen und setzen dann ihre Projekte um. Am Ende des Kindergarten-Halbtages wird ihr Tun in der Gruppe reflektiert. So lernen die Kinder über Gefühle, Bedürfnisse und Erlebnisse nachzudenken und sie verbal auszudrücken.
In dieser besonderen Zeit werden die Eltern intensiv miteinbezogen. Wir trafen uns zu einem Infoelternabend und zu einem Austauschabend und nun bekommen wir immer wieder Besuch von Eltern, welche die Stimmung im Spielzeugfreien Kindergarten miterleben möchten.
Vor Ostern wird dann das Spielzeug schrittweise wieder aus den Ferien zurückkommen. Sicher wird sich das Spiel der Kinder verändern und sie werden die Spielsachen neu schätzen lernen. Auch für uns Kindergartenlehrpersonen hat sich durch dieses Projekt die Sichtweise aufs Unterrichten, aufs Spiel und die Kinder verändert. Wir blicken jetzt schon auf eine spannende und unvergessliche Zeit zurück!
(C. Zumbrunn)